Er ist wieder da.
Der Toys Report

Und wir müssen uns wieder einmal die Frage stellen: Dürfen wir uns an Produkten erfreuen, welche unter so schlechten Arbeitsbedingungen gefertigt wurden?

 
Die Arbeitssicherheit (lokaler Standard) wird nicht eingehalten und nicht durchgesetzt
Psychische Gewalt und sexuelle Belästigungen sind weiterhin an der Tagesordnung
bis zu 110 Überstunden in einem Monat, Teilweise unter Zwang
Ausweitung des Problems auf weitere Länder, wie zum Beispiel Vietnam
Verfolgung von Investigativen Ermittlern/innen

Warum geschieht nur so wenig?

Die Spielewelt dreht sich gerne um angenehme Dinge. Das ist auch richtig so. Wir spielen, um uns zu erholen, zu unserem Vergnügen und um anderen Menschen zu begegnen. Dies soll Spass machen. So soll das auch bleiben.

Damit ist es also getan?

NEIN


Die Verantwortung von uns Spielenden hört nicht am Spieltisch auf. Genau gleich wie beim Einkaufen im Supermarkt oder beim Kaufen von Textilien müssen wir uns die Frage stellen, was wir verantworten können. Tierschutz, Umweltschutz, aber auch der Umgang mit Arbeitnehmenden und deren Entlöhnung sollten dabei berücksichtigt werden. Wir werden mit Informationen und Labeln im Supermarkt geflutet. Es gibt sogar eine Seite des WWF, welche uns unterstützen soll, die Übersicht zu behalten.  

Und bei den Spielen?

Auch beim Kauf eines Spiels sollten wir uns vermehrt die Frage stellen, wo es hergestellt wurde. Welche Kontrollen es betreffend den Materialien durchlaufen hat. Dies betrifft natürlich besonders die Kinderspiele. Aber nicht nur. Will ich tatsächlich mit schönen Miniaturen spielen, ohne zu wissen, mit welchen Chemikalien sie hergestellt oder womit sie behandelt wurden? Kann ich mir sicher sein, dass ich mir nicht einmal in den Augen reibe, nachdem ich eine solche Miniatur angefasst habe?

Auch ist es toll, Spiele mit Umweltthema zu spielen. Macht es aber Sinn, dass diese mit dem Schiff um die halbe Erde geschippert wurden? Welche Schadstoffe wurden bei der Produktion ungefiltert in die Natur gelassen? 

Und wie ist es erst mit den Arbeitsbedingungen? Wir kennen die Menschen in den Fabriken nicht. Selbst ihre Lebensweise ist uns völlig fremd. Was bedeutet für sie und ihre Angehörige die Arbeit an den Brettspielen? Wäre es mir egal, wenn die Firma in meiner Stadt, meiner Region mit Menschen in meinem Umfeld so wirtschaften würde?

Toll, wenn wir es in der Diskussion schaffen, das Verhalten der Kolonialmächte, von Kriegsverbrechern, Sklavenhändlern und Sklavenhaltern zu hinterfragen und diese nicht geschönt in Brettspielen zu akzeptieren. Die Verlage werden unmittelbar auf Fehler hingewiesen oder es wird eine Erklärung betreffend des Umgangs mit dem Thema als Beilage des Spiels erwartet.  Wenn unsere Erwartungen nicht erfüllt werden, kann ein Spiel durchaus auch boykottiert werden. Dies ist auch richtig so. Schade nur, dass wir stattdessen zu einem anderen Produkt greifen, welches in Asien hergestellt wurde. Unter welchen Bedingungen dort in der Herstellung gearbeitet wird, scheint weniger wichtig zu sein. Dabei kann man die beschriebenen Arbeitssituationen  durchaus als  moderne Sklaverei beschreiben. Sind wir wirklich bereit daran teilzuhaben?


Wir sind also nicht aus der Verantwortung entlassen. Es braucht unser Handeln. Ein Umdenken muss stattfinden.

Themen wie:

Spielend für Toleranz
Nachhaltigkeit bei Brettspielen / Weglassen von Plastik
Kritischer Umgang mit der Geschichte / Kolonialisierung / Versklavung von Menschen
Political Correctness / Gendern / Toleranz gegenüber Minderheiten / Toleranz betreffend sexueller Orientierung

Viele dieser Themen fliessen regelmässig in Rezensionen ein. Wie kritisch diese angeschaut werden, darf diskutiert werden. Aber sie kommen zu Sprache. Dadurch bewegt sich etwas. Es brauch den Druck von uns Konsumenten.

Die Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden in den Fabrikationsbetrieben sind jedoch kaum ein Thema. Spricht man die Verlage darauf an, wird oft darauf verwiesen, dass man zu klein ist, um etwas zu machen. Diese oder jene Firma sei wohl bekannt für gute Arbeitsbedingungen. Dies mag so sein. Es gibt aber keine neutrale Kontrolle, auf die sich die Verlage stützen können. 

Sklaverei im historischen Kontext in Brettspielen sind ein Thema
Sklaverei bei der Herstellung von Brettspielen nicht 

Auch kleine Verlage können mehr bewerkstelligen, als man annehmen würde. Ein Beispiel, wenn es um Naturschutz geht:

Heidelbär Games setzt sich sehr für den Umweltschutz ein. Die Folie wird nicht weggelassen, wo es Sinn macht und stattdessen durch Re-Plastic ersetzt. Plastik wegzulassen ist nicht immer die beste Lösung. Wenn das Produkt schaden erleidet und ersetzt werden muss, kann der ökologische Fussabdruck viel grösser sein, als wenn es eine dünne Plastikfolie hat und diese korrekt entsorgt wird. Daneben pflanzt der Verlag noch Bäume mit "Trees for the Future". So hat der Verlag den Preis "ECO Publisher of the year 2023" erhalten, wozu ich ganz herzlich gratuliere.

Von einer Gruppe aus Spielern und verschiedenen Vertretern aus der Industrie aus Amerika wurde eine "Green Games Guide" verfasst.  Dieser fand sogar bei CNN Aufmerksamkeit. Leider fand dieser Guide in Europa nur wenig Beachtung. Toll bei dieser Richtline ist, dass sie nicht beim Umweltschutz halt macht. So wird auch die "soziale Nachhaltigkeit" und dabei besonders die Rechte der Arbeitnehmenden hervorgehoben. Es werden auch die nächsten Schritte aufgezeigt: für die Spieler wird vorgeschlagen, dass beim Kauf auf das FSC Lable oder ähnliche Label geschaut werden soll. Die Verlage sollen von uns Spielenden darauf angesprochen werden, dass wir Wert darauf legen.

Genau diese Verantwortung von uns Spielenden und den Medienschaffenden wünsche ich mir vermehrt, wenn es um die Arbeitsbedingungen geht. Fragt nach. Mit der Fair Toys Organisation gibt es in diesem Bereich neue Möglichkeiten. Verlage, welche sich ernsthaft damit auseinandersetzen wollen, können sich dort engagieren und von der Erfahrung von anderen Playern in diesem Bereich profitieren.  Wie im Artikel des Ökotests festgehalten ist, sind es noch wenige, die mitmachen und die grossen Player fehlen ganz. 

Wir haben es in der Hand.
Wir wählen die Produkte, welche wir kaufen. 
Wir können kritisch nachfragen.
Wir müssen unsere Verantwortung wahrnehmen.
Jetzt!

Die wird uns langfristig mehr Geld kosten, da die Spiele dadurch teurer werden.
Wir tagen aber zu einer sozialeren, grüneren und gerechteren Welt bei.

Bitte teilt diesen Artikel oder den Link des Toys Report 2023 und sprecht mit anderen Spielenden darüber.

Ernst L.